Ein ungewöhnlicher Rundgang, der uns die weibliche Seite von Tremosine am Gardasee entdecken lässt: die der Frauen, die jahrelang ihre Wäsche in den Brunnen und Waschhäusern ihres Dorfes wuschen.
Das Wasser kam zwischen den 1930er und 1950er Jahren in die Häuser. Davor musste man zu den Brunnen gehen, um Wasser zu bekommen. Der Gang zum Brunnen, jeder mit zwei Eimern, war eine tägliche Aufgabe. Die Frauen gingen auch zum Brunnen, um Wäsche zu waschen, während die Bewohner der Küstendörfer wie Campione am Gardasee diese Arbeit am Seeufer verrichteten.
Alle Ortschaften verfügten über einen Brunnen, einige sogar über ein Waschhaus, in dem die Frauen ihre Wäsche innen waschen konnten. Die Frauen brachten die Schmutzwäsche zum Brunnen, seiften sie ein und spülten sie aus. Mit dem „quàdol“, einem gebogenen Stab, brachten sie die Wäsche nach Hause, wo sie sie in einer Bütte (der „bréta“) pressten und mit über dem Feuer erwärmtem Wasser wuschen. Am nächsten Morgen brachten sie die Wäsche, manchmal auf den Rücken eines Esels geladen, zurück zum Brunnen, um sie zu spülen.
Obwohl das eine harte Arbeit war, stellt Brunnen und Waschhäuser Mittelpunkte der Geselligkeit dar. Bei der Wäsche tauschten die Frauen Neuigkeiten und Ratschläge aus und sangen manchmal.
Auf einer besonderen, aber für die lokale Geschichte charakteristischen Route kann man alle Dörfer von Tremosine am Gardasee besuchen und in jedem nach Brunnen und alten Waschhäusern suchen. Die wichtigsten Waschhäuser befinden sich in Pieve, Mezzema, Arias, Cadignano, Sermerio, Voiandes, Villa, Vesio, Voltino Priezzo, Musio, Sompriezzo und Secastello.
Das älteste Waschhaus von Pieve befand sich auf dem heutigen Piazza Fossato. 1933, nach einem Projekt vom Ingenieur Federico Cozzaglio, Sohn von Arturo Cozzaglio, und vom Vermessungsingenieur Piero Cozzaglio, wurde die Ortschaft von Pieve renoviert. Es wurde Piazza Nuova gebaut, heute Piazza Marconi, und es wurden die heutigen Via Roma und Via Papa Giovanni XXII erweitert, um den Bau des neuen Waschhauses zu ermöglichen. Bisher gab es nämlich nur ein Becken am Ortseingang, der sich nun als unzureichend für die Bedürfnisse der Bevölkerung erwies. Außerdem wurde das Fehlen von Waschhäusern als Ursache für viele Infektionskrankheiten angesehen.
Beim Bau des neuen Waschhauses konnte die Gemeinde auf die Hilfe aller Bürger von Pieve zählen, die ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellten.
Das neue Waschhaus, das an einem günstigeren Punkt errichtet und aus Stein und Stahlbeton gebaut wurde, verfügte über einen einzigen überdachten Raum und war mit zehn Beckenpaaren zum Waschen und Spülen der Wäsche, einem großen Becken zum Waschen von Laken und Decken sowie speziellen Holzböcken zum Auflegen der gewaschenen Wäsche ausgestattet.